Die Geschichte vom Wassertropfen

Heute ist ein kalter Herbsttag und Stübbels Familie sitzt am Lagerfeuer. Draußen regnet es und Stübbel hat schon schlechte Laune. Da bringen die Wassertropfen den Vater Schnief auf eine gute Idee. "Möchtest du die Geschichte vom Wassertropfen hören?", fragt er seinen Sohn. Vater Schnief erzählt immer spannende Geschichten. So braucht Stübbel nicht lange nachzudenken und bittet den Vater, die Geschichte zu erzählen. Stübbel macht es sich neben seiner Mutter bequem und lauscht dem Vater.

Die Geschichte beginnt an einem sonnigen Sommermorgen. Platsch, der Wassertropfen, spielt mit seinen Freunden im See. Die Wassertropfen werden vom Wind hin- und hergeschaukelt, sodass auf dem See hohe Wellen entstehen und die Segelschiffe zu tanzen beginnen. Heute hat aber der Wassertropfen keine richtige Lust, mit den anderen zu spielen. Er möchte gern etwas Neues erleben, denn er kennt schon alle Stellen am See.

Platsch hat schon gesehen, wie andere Tropfen auf den Strahlen in den Himmel flogen. Heute will er es auch versuchen. Auf dem Sonnenstrahl wird er ganz leicht und schwebt in die Luft. Von dort kann man die Autos und Häuser ganz klein sehen. Auf den Strahlen kommen ganz viele Wassertropfen mit, die sich zu einer kleinen Wolke zusammenschließen. Der Wind, den Platsch schon vom See her kennt, pustet die Wolke weit über das Land. So sieht unser kleiner Freund viel von unserer Welt. Die Zeit ist dabei so schnell vergangen und er hat nicht bemerkt, wie sich viele kleine, weiße Wolken zu einer großen, dicken, schwarzen Wolke zusammenschoben.

Nun wurde es immer enger in der Wolke und schon kam eine zweite dicke an. Platsch sieht gerade noch, wie sie zusammenstoßen. Da gibt es einen hellen Blitz und einen lauten Donner und der Wassertropfen fällt aus der Wolke, der Erde entgegen.
Platsch sieht aber gar kein Land und auch kein Ufer mehr, wie an seinem See. Er überlegt noch, wo er sich befindet, da landet er schon im Wasser. Um ihn herum nichts als Wasser. Es ist fürchterlich salzig. Wassertropfen aus seinem See, die schon eine solche große Reise gemacht hatten, erzählten von einem Meer. Also musste er nun im Meer gelandet sein. Gerade als er noch darüber nachdenkt, gibt es schon den nächsten Schreck. 

Unter ihm schwimmt ein großer Fisch, der immer näher an ihn herankommt. Plötzlich wird es ganz dunkel. Der Wassertropfen befindet sich im Fisch. Fische nehmen das Wasser in den Mund und lassen es durch die Kiemen wieder heraus. So können sie, anders als der Mensch, unter Wasser leben. So dauert es auch nicht lange und Platsch wird in hohem Bogen aus dem Fisch geschleudert. Die vielen neuen Erlebnisse machen unseren Weltenbummler müde. Er legt sich an die Wasseroberfläche und ruht sich aus. Dabei bemerkt er nicht, wie er von einer Strömung davongetrieben wird. In den Meeren gibt es Strömungen, die das Wasser und die Fische quer über unsere Erde transportieren. Genau in so einer Strömung befindet sich Platsch.

Keiner weiß, wie lange er so auf dem Meer herumtrieb. Eines Tages ist ihm das alles zu langweilig und er sehnt sich wieder nach seinen Freunden im See. So überlegt er, wie er am besten zurückkommen könnte. Dabei fällt ihm ein, dass er über den Sonnenstrahl in den Himmel und in der Wolke weit geflogen war. So nutzt er den nächsten Sonnenstrahl und schwebt nach oben in die Wolke. Ein starker Wind treibt die Wolke weit über das Meer und über das Land. Platsch hat Glück. Der Wind treibt ihn direkt nach Hause.

Es ist seit seiner Abreise viel Zeit vergangen und so ist es nun Winter an dem See geworden, wo er seine Reise begonnen hat. Die Wolke, mit der er um die Welt gereist ist, ist immer dicker geworden, bis sie zu schwer ist und Platsch vom Himmel fällt. Aber es ist sehr kalt, sodass aus dem Wassertropfen eine schöne weiße Schneeflocke wird. Platsch fällt also als Schneeflocke auf den zugefrorenen See. Nun kann er sich von der langen Reise ausruhen und im Frühjahr, wenn er auftaut, erzählt er seinen Freunden von der langen Reise.

Mit den letzten Worten von Vater Schnief muss Stübbel eingeschlafen sein. So kann die Mutter ihn nur noch auf den Farn legen, damit er in Ruhe weiterschlafen kann. Bestimmt träumt er von Platsch dem Wassertropfen.